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Den Dialog zwischen Jung und Alt fördern

Quelle: WAZ Witten 27.01.2022, Autorin Jutta Bublies

Als Erwin Zepkes Frau starb, suchte sich der Witwer eine erfüllende Aufgabe. Der 78-Jährige fing beim Betreuungsdienst der Caritas in Witten an.

Erwin Zepke hat im vergangenen Juli seine Frau Gertrud verloren. Sie hatte, erst 72 Jahre alt, den Kampf gegen den Krebs verloren. Ihr Mann hat sie in ihren letzten Lebenswochen zuhause gepflegt, unterstützt vom Pflegedienst der Caritas. Nach dem Tod seiner Frau kümmert sich der 78-Jährige jetzt um andere alte Menschen – im Auftrag des Betreuungsdienstes der Caritas.

Der Tod seiner Frau, ihr Leidensweg haben den Rüdinghauser stark belastet. „52 Jahre waren wir verheiratet. Wer schafft das heute noch?“ Seine neue Aufgabe helfe ihm auch, über seine Trauer hinwegzukommen, sagt er. Schließlich könne er nicht den ganzen Tag fernsehen oder lesen. Für den noch rüstigen Mann, der in Berlin aufwuchs, stand fest: „Ich möchte nicht zuhause sitzen und grübeln, sondern mich sozial engagieren.“ Eine Pflegekraft ermunterte ihn, sich doch einmal bei ihrem Arbeitgeber zu melden.

Der Wittener, der selbst schon einen Herzinfarkt erlitt, ist einer, der anderen guttut

Die Caritas, bei der er sich vorstellte, freut sich über den neuen Mitarbeiter, der als geringfügig Beschäftigter jetzt rund 30 Stunden im Monat für den Verband tätig ist, so Caritas-Vorstand Hartmut Claes. Erwin Zepke sagt, die Caritas mache ihm immer einen Plan, zu wem er fahren solle. Auf diesem steht auch eine alte Dame, die in der Boecker-Stiftung lebt. Eine Frau, die mit der Zeit geht. „Sie telefoniert sogar per Skype mit ihrer Tochter, die in Amerika lebt, und sie hat und nutzt auch ein Smartphone.“

Erwin Zepke unterhält sich mit ihr, kann auch gut zuhören. „Sie freut sich, wenn ich zu ihr komme!“ Auch eine Hevenerin ist glücklich, wenn er bei ihr vorbeischaut. Die Seniorin lebt im vierten Stock, kommt alleine nicht mehr aus ihrer Wohnung, weil sie schlecht läuft. Zepke erzählt sie bei einer Tasse Kaffee gerne Geschichten aus dem Zweiten Weltkrieg und spricht mit ihm über ihren verstorbenen Mann. Zepke, der selbst schon einen Herzinfarkt erlitten hat, ist einer, der anderen guttut.

Erwin Zepke ist auch regelmäßig zu Gast in einer Bommeraner Senioren-WG

Der Rüdinghauser leistet auch praktische Hilfe, fährt alte Menschen zur Fußpflege oder zum Arzt, sorgt dafür, dass sie die dortigen Treppenstufen nehmen können oder in den Fahrstuhl kommen. Ein liebevoller Helfer für Leute, die alt sind und noch alleine zuhause leben. Nicht einsam, sondern gemeinsam – so lautet seit vielen Jahren das Motto einer Senioren-Wohngemeinschaft in Bommern. 2009 hat die Wohnungsgenossenschaft Witten-Mitte am Bodenborn diese WG gegründet – damals die erste dieser Art im EN-Kreis.

Die sieben Zimmer der großen Wohnung, früher die Adresse der Pizzeria „Bei Roberto“, waren sofort belegt. Auch dort kümmert sich Erwin Zepke um eine alte Dame. Die sei noch gut zu Fuß, sagt er. Also geht es gemeinsam an die frische Luft. Die Senioren-WG gefällt dem Rüdinghauser. „Die Leute helfen sich dort gegenseitig, alle sind sehr gut drauf.“ Auch einen Dackel gibt es, der einem der Bewohner gehört.

Mit 78 Jah­ren ein Mut­ma­cher

Erwin Zepke ist mit 78 Jah­ren Mit­ar­bei­ter des Be­treu­ungs­diens­tes des Ca­ri­tas­ver­ban­des Wit­ten. Ca­ri­tas-Vor­stand Hart­mut Claes fin­det: „Er kann äl­te­ren Men­schen Mut ma­chen.“Erwin Zep­kes Ge­schich­te zeige, dass man auch mit 78 nicht zum alten Eisen zähle, son­dern noch ge­braucht werde „und einen Bei­trag zum Ge­lin­gen un­se­rer Ge­sell­schaft leis­ten kann“, be­tont Claes.

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